A.C. / M.A.C. / A.F. ?
Das 2006 erstmals statt gefundene partizipatorische Langzeitprojekt von Dea Bohde lässt sich chronologisch in drei Teile gliedern:
Art Cafe (A.C.), Mobiles Art Cafe (M.A.C.) und Art Frühstück (A.F.)
Art Café und Art Frühstück finden in Dea Bohdes Atelier statt, das Mobile Art Café ging auf Reisen innerhalb Kölns, nach Kassel und Wuppertal.
Nach dem Scheitern des M.A.C. Venedig brach Bohde das nomadische M.A.C. ab zugunsten des im Atelier veranstalteten Art Frühstück.
Als offenes Ereignis hat Bohdes Langzeitprojekt den Charakter eines künstlerischen sozialen Experiments, das in einer kurzen Spanne die Zeit aufhebt und still stellt.
Alles, was passiert, passiert hier und jetzt im Kreise der anwesenden Gäste. Twitter, Facebook, Myspace und andere techno-sozialen Netze, die aus der Abwesenheit ihrer Teilnehmer Profit schlagen und den sozialen Alltag heute zeitlich organisieren, werden vorübergehend auf Stand by geschaltet.
Die Erfahrung der Gegenwärtigkeit scheint die Menschen nämlich stärker miteinander zu verbinden als der neugewonnene digitale Zwangsluxus einer permanenten und räumlich entgrenzten Verfügbarkeit.
In Zeiten, da Letztere den Lebensalltag beherrscht erscheint das soziale Phänomen von Projekten wie A.C. / A.F. / M.A.C. wieder in einem utopischen Glanz, der seinen künstlerisch-experimentellen Charakter ausstellt.
Das Art Café gönnt seinen Gästen eine verdiente Pause. Frei von Sachzwängen, Entscheidungen, Handlungen. Ein Ort der Zusammenkunft und des Erlebens, der Unterhaltungen und Informationen, wo interessante und interessierte Menschen sich treffen und ihre Ansichten miteinander austauschen können, ohne Furcht vor einer Blamage. Ein Freiraum der Worte und des unkodierten Sprechens, wo jeder und jede, die sich berufen fühlen, mit ihren eigenen Stimmen sprechen und mit ihren Worten und in ihrer Sprache über ein bestimmtes Thema reden können. Ein Ort der Vielstimmigkeit, für den Gesellschaften wenig Platz lassen.
(aus : Zu Tisch! Das Art Café der D. Bohde / Timo Kaabi-Linke)